Die Jugend-Lobbyistin
Lena Moser ist eine Macherin. Wenn man der 26-Jährigen zuhört, merkt man schnell: Sie sprüht vor Ideen. Wie man den Alltag bunter, die Freizeit sinnvoller und das Leben für alle ein bisschen besser gestalten kann. Lena Moser hat Pläne, und sie hat keine Scheu, sie anzugehen. Damit motiviert sie. Sich und andere. Die Passauerin arbeitet seit über zehn Jahren ehrenamtlich im Jugendzentrum Zeughaus.
An diesem Donnerstagnachmittag ist das Zeughaus in der Heiliggeistgasse gut besucht. Drei junge Männer spielen Darts. Im Kickertisch hüpft die Kugel geräuschvoll übers Spielfeld. Ein paar Jugendliche sitzen in der Couch-Ecke zusammen. Auf der Indoor-Halfpipe üben zwei Skater Absprünge mit ihren Boards. Lena Moser bringt Jacke und Tasche hinter die Theke und wie sie so durch den Raum geht, wird schnell klar: Jeder hier kennt sie. Sie gehört zum festen Team aus ehrenamtlichen Ansprechpartnern, die neben dem hauptamtlichen Personal für die Jugendlichen da sind. Essen und Getränke ausgeben, Billardkugeln und Brettspiele aushändigen, Fragen beantworten: Das sind ein paar von Lena Mosers Aufgaben. Aber ihre Wichtigste, wie sie sagt: "Ein offenes Ohr haben." Das Zeughaus ist Anlaufstelle für junge Menschen. Für alle, egal welchen Hintergrunds. Redebedarf gibt es immer.
"Ein offenes Ohr haben"
Dieser Ort war für Lena Moser selbst ein wichtiger Teil ihrer Jugend. Diese Räume, deren Wände bunte Graffiti schmücken. Dieses gemütliche Gewölbe, in dessen Mitte eine Discokugel hängt, die bei den Konzerten am Wochenende alles in ein glitzerndes Meer taucht. Sie erzählt: "Ich ging gleich um die Ecke zur Schule und der Streetworker stellte das Zeughaus unserer Klasse vor. Eines nachmittags bin ich dann einfach mal mit hierher gegangen."
Bald kam sie regelmäßig. "Als Jugendliche war es der perfekte Ort, wenn man nach dem Unterricht nicht gleich heim wollte." Irgendwann wurde sie gefragt, ob sie mithelfen möchte in der Ehrenamtsgruppe. "Seitdem bin ich dabei", sagt sie. Mit dem Team organisiert sie Kleidertauschabende, Konzerte, Mitmach-Aktionen. Und sie kümmert sich um "Stufenlos", ein inklusives Projekt in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe, bei dem das Miteinander von Jugendlichen mit und ohne Behinderung gefördert wird.
"Die Jugend wird unterschätzt"
Abseits des Zeughauses ist Lena Moser ausgebildete Einzelhandelskauffrau, arbeitet momentan im Dialogmarketing. Und sie ist Mutter eines Sohnes: Elias ist sieben Jahre alt und kommt schon mit ins Zeughaus. "Wegen Elias nennt man mich hier auch Team-Mami", erzähle sie und lacht. "Ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass ich jetzt dann zu alt bin." Im Jugendzentrumsbetrieb möchte die 25-Jährige noch zwei, drei Jahre mitarbeiten. Bei der Veranstalterinitiative, die das Wochenendprogramm im Zeughaus organisiert, will sie weiter aktiv sein. Dranbleiben an den jungen Menschen. Und ihnen eine Lobby bieten, denn Lena Moser findet: "Die Jugend wird unterschätzt."
Dem gesellschaftlichen Narrativ, junge Leute würden nur aufs Handy schauen, kontert sie: "Woher weiß man denn, was sie anschauen am Handy? Vielleicht ein Video über Politik, über LGBTQ, über seelische Gesundheit." Generell habe sie die Erfahrung gemacht, dass politische Themen auf großes Interesse stoßen bei der derzeitigen Generation im Zeughaus: "Wir haben während der Wahlen Lokalpolitiker eingeladen, da war hier jede Menge Zulauf."
Für die nächste Zeit hat Lena Moser ein paar Ideen. Für die Social-Media-Accounts des Zeughauses. Oder für Aktionen, um die Einrichtung noch bekannter zu machen. "Wir wollen an die Schulen gehen und uns vorstellen", sagt sie. Und Lena Moser hat Pläne für sich selbst: Sie will eine Ausbildung zur Erzieherin machen. Und dann professionell im Jugendbereich arbeiten. Darauf freut sie sich, denn: "Ich glaube, nein – ich weiß, das liegt mir."
Das Zeughaus ist ein beliebter Veranstaltungsort in Passau. Weitere Locations findet man auf unserer Themenseite Theater & Bühnen.
Eine Veranstaltungsübersicht gibt's auf kalender.passau.de.