Spätzle, Pfeffer und ganz viel Teamwork
Julia Lang hat es getan. Sich einfach getraut. Hat ihren Job als Architektin gekündigt. Einen kleinen Foodtruck gekauft. Sich damit auf den Wochenmarkt gestellt und Spätzle verkauft, leckere, handgemachte Spätzle mit Bergkäse, zartschmelzend. Vier Jahre später steht Julia Lang in ihrem eigenen Lokal, in "Julis Spätzlerei" in der Passauer Grabengasse. Hinten in der Küche wird gerade der Teig geknetet. Für die Spätzle, die Julia Lang und ihr Team jetzt hier verkaufen. Immer noch handgemacht, aber in viel größeren Mengen, für viele zufriedene Gäste, sechs Tage die Woche.
"Ich hatte nette Kollegen, ein tolles Büro. Aber ich wollte einfach etwas Anderes machen", sagt die 31-Jährige. Sie sitzt an einem Tisch im Gastraum. Holzmöbel und bunte Vintage-Teile bilden die Einrichtung. Die Zweige von Efeututen und Farnen ranken von den Regalen. An der Wand hängt eine große Tafel, mit Kreide beschrieben, die Speisekarte. Spätzle mit Bergkäse oder Gorgonzola, Erdnuss- oder Walnuss-Spätzle, Spätzle vegan oder aus Vollkornmehl, mit Feigensenf oder Pesto. Gulasch gibt’s auch, ein Curry, Salat.
Spätzle, "das könnte gut funktionieren, das gibt es noch nicht so oft", dachte Julia Lang sich, als sie ihren Plan vom Foodtruck schmiedete. "Etwas Bodenständiges, Einfaches, das jedem schmeckt" wollte sie verkaufen. Einen Klassiker, bei dem es dennoch auf die richtige Zubereitung ankommt. Wochenlang feilte sie am Rezept – und an der Technik. "Ich habe eine Presse ausprobiert, eine Reibe, eine Spätzlehexe", zählt sie auf. Heute arbeitet Julia Lang mit einer Gastroreibe, der Teig wird in große Edelstahlwannen geschabt.
Feilen am perfekten Teig-Rezept
Den Foodtruck hat sie damals online in den Kleinanzeigen gefunden. "Er war mal eine Suppenküche und war schon zum Kochen ausgestattet", erzählt Julia Lang. Drei Mal die Woche stand sie damit auf dem Passauer Wochenmarkt. Das war im Spätsommer 2019. Dann kam eines Tages eine Passauerin zu ihr an den Stand und bot ihr ihren kleinen Laden am Unteren Sand zur Nachmiete an: "Einerseits dachte ich: Du hast doch gerade erst hier angefangen. Andererseits kam der kalte Winter." Drei Monate später übernahm sie den kleinen Laden. Weitere eineinhalb Jahre später ist sie in die heutigen, größeren Räume in der Grabengasse umgezogen.
Sorgfältig ausgewählt und regional gekauft
Mittlerweile ist Julia Lang Chefin von zehn Kolleginnen und Kollegen. "Dass es im Team passt, ist mir sehr wichtig", sagt sie. "Ich will, dass jeder sich einbringen kann." Und dass man es zusammen stemmen kann, wenn es zu Stoßzeiten rund geht in der Spätzlerei. "Wenn man die Abläufe gut koordiniert, klappt das", sagt Julia Lang. Die Gäste bestellen an der Theke, serviert wird das Essen am Tisch. Einheimische wie auch Touristen kommen ins Lokal, und viele Leute mit Kindern, sagt sie: "Kinder essen am liebsten Spätzle ohne alles."
Ihre Zutaten wählt Julia Lang sorgfältig aus, kauft sie regional ein. Das gilt sowohl für den Käse, das Fleisch als auch für Kräuter und Gewürze. Und für Pfeffer: Für den hat Julia Lang eine eigene kleine Station im Lokal eingerichtet. Auf einem Sideboard stehen mehrere Mühlen mit verschiedenen Sorten, mit denen die Gäste sich die Spätzle verfeinern können. "Man glaubt gar nicht, wie vielseitig Pfeffer schmecken kann", sagt Julia Lang und reicht eine kleine Geschmacksprobe. Die kleinen Mahlbrösel duften fruchtig. Sie zeigt eine andere Sorte. Die Körner sind nicht rund, sondern länglich. Alle Sorten kann man im Laden kaufen, die passende Mühle dazu gibt es auch.
So viel Liebe Julia Lang auch in ihren Laden steckt, die Lust auf den Foodtruck ist immer noch da. Der ist mittlerweile auch wieder im Einsatz. Ihre Kolleginnen haben sie überzeugt, damit in diesem Jahr wieder mehr unterwegs zu sein. Auf Events zu stehen, auf privaten Feiern. Auf Märkten. So wie am Anfang. Nur eben nicht mehr alleine, sondern mit einem Team.
Mehr Info auf www.julis-spaetzlerei.de
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